Applied/Experimental Sound Research Lab

ÆSR Lab

13.03.: Hui Ye

Hui Ye Voicing the past and…the future?

Hui Ye konzentriert sich auf die sozialpolitischen Aspekte des Zuhörens und Sprechens und untersucht in ihren jüngsten Projekten die Verflechtung zwischen der auditiven Dimension des kollektiven Gedächtnisses und der (institutionellen) Geschichtsschreibung. Neben der Untersuchung des strukturellen Narrativs persönlicher Emotionen, die von der Klangkultur beeinflusst werden, konzentriert sich ihre Forschung auch auf das Thema der (digitalisierten) Stimme, um die Überschneidung von Identitäten, Spiritualität und der mündlichen Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu untersuchen.

Hui Ye (geboren in Guangzhou, CN) ist eine in Wien lebende Künstlerin und Komponistin. Sie arbeitet mit verschiedenen Medien, darunter experimentelle Dokumentarfilme, Video- und Audioinstallationen, und befasst sich häufig mit dem sozialpolitischen Aspekt des Zuhörens und dem sich ständig verändernden Prozess der sozialen Identität des Einzelnen sowie mit dessen Manifestation in Technologie und Klangkultur. In ihren jüngsten Projekten ist das Thema der (digitalisierten) Stimme ein wesentlicher Bestandteil ihrer Forschung. Hui Ye ist Preisträgerin des Kunsthalle Wien Preises 2018 und Mitbegründerin von Mai Ling - einem queer-feministischen asiatischen Künstlerkollektiv. Ihre Arbeiten wurden zuletzt in der Kunsthalle Wien, der Wiener Secession, dem Belvedere 21 (AT), dem Jim Thompson Art Center (TH), der Lothringer 13 (GE), der WRO Media Art Biennale (PL) und dem Timesmuseum Guangzhou (CN) gezeigt.

Hui Ye+
Hui Ye © ÆSR Lab - Karl Salzmann

22.03.: Mel E. Logan

Mel E. Logan "Antenna, Motion and Song as Transmitter of the Vibe"

Mel E Logan (VooCha, Chicks on Speed, UniCAT Records) begann mit dem Produzieren und Komponieren elektronischer Musik, während sie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München studierte. Logans Praxis der Malerei, Musik und Performance kommt im Format von Audio-Skulpturen zustande, mittels derer die Teilnehmer*innen die Musik performen. Dabei arbeitet sie mit einem hybriden Format, das zwischen Klangerzeugung und Instrumentenbau liegt. Elektromagnetismus, die Bewegung des menschlichen Körpers sowie daraus erzeugte Daten sind Themen, mit denen sich Logans Arbeit in einem teilweise analogen Format auseinandersetzt. Maschinen als Erweiterungen der menschlicher Fähigkeiten.
Als Gründerin von Chicks on Speed hat Logan im Centre Pompidou, in der Tate Britain, im Beirut Art Center, im Moog Lab Trinity College Dublin, im Museum Tinguely Basel, im Art Science Museum Singapur, im MoMA PS1, in der Royal Festival Hall London UK und im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe ausgestellt und performt. Mel E. Logans Kunstwerke befinden sich u.a. in den Sammlungen von Agustin Sanchez Vidal, Madrid ES, Dr. Stephanie Bohn, Bonn DE, Museum für Kommunikation Frankfurt DE, und dem Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, NZ.

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Melissa Logan

10.04.: Anette Hoffmann

Anette Hoffmann Knowing by Ear

Albert Kudjabo (Demokratische Republik Kongo) und Stephan Bischoff (Togo) produzierten beide Aufnahmen mit deutschen Sprachwissenschaftlern in Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkriegs (1917). Ihre gesprochenen Texte kommentieren die koloniale Ausbeutung und die gewalttätigen Praktiken der Mission. Diese Aufnahmen wurden vor mehr als einem Jahrhundert archiviert, sind aber bisher nicht in den öffentlichen Raum gelangt.

Albert Kudjabo bringt den kolonialen Abbau des Goldes in Kilo und seine dramatischen Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen in der Region mit den Geschlechterverhältnissen in Verbindung; Stephan Bischoff, der in einer Missionsstation aufgewachsen ist, erwähnt die historische Zerstörung eines Schreins in Krachi (heute Ghana) durch deutsches Militär. Anette Hoffmann geht diesen archivarischen Spuren in ihrem neuen Buch Knowing by Ear nach . In zwei Installationen mit den Aufnahmen versucht sie zudem, Übersetzungen dieser undurchsichtigen Texte zu produzieren, die ein breiteres Publikum ansprechen und so die Beschlagnahme der kolonialen Klangarchive aufheben können. In ihrem Vortrag stellt sie ihre Arbeit an Klangsammlungen in Bezug auf Forschung und künstlerische Praxis vor.

Anette Hoffmanns Forschung, kuratorische und künstlerische Arbeiten beschäftigen sich mit Tonaufnahmen aus dem kolonialen Archiv als alternative historische Quellen (siehe anettehoffmann.com). Ihre jüngsten Bücher sind Knowing by Ear (Duke University Press 2024) und Listening to Colonial History (BAB 2023).

Moderation:

Jasemin Khaleli (Phonogrammarchiv, ÆSR Lab)

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Anette Hoffmann "Knowing by Ear"
© Duke Univesity Press, 2024

24.04.: Brandon LaBelle

Brandon LaBelle Sounding Cosmopoetical Futures

Brandon LaBelle: “Sounding Cosmopoetical Futures”

Klangerfahrungen können so verstanden werden, dass sie uns schwächen und uns anfällig machen für die lauten Intensität des weltlichen Kontakts und des Miteinanders. Doch eine solche Verletzlichkeit ist auch die Grundlage für persönliche und kollektive Bewegungen, durch die sich Gemeinschaften um bestimmte Musik, Stimmen, Bedeutungen sowie poetische weltbildende Aktivitäten bilden. Klang ist eine lebendige Angelegenheitund kann als Grundlage für Ökologien der Beziehung und des erfahrungsbezogenen Wissens dienen. Durch die Erkundung dieser Perspektiven ermöglicht dieser Vortrag einen spekulativen Raum für die Betrachtung von Klang als lebendige Materie, die zu neuen Entwicklungsstrategien beitragen kann. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit dem Zuhören, und auf welche Weise sich das Zuhören über sichtbare und unsichtbare, menschliche und übermenschliche Welten erstreckt. Als solches kann das Zuhören Gesten des Mitgefühls und der Fürsorge fördern und widerstandsfähige Formen von Gegenseitigkeit und Empathie sowie die kreative Evokation kosmopoetischer Zukünfte.

 

Brandon LaBelle ist ein in Berlin lebender Künstler, Autor und Theoretiker. Seine Arbeit konzentriert sich auf Fragen von Agency, Gesellschaft und Gemeinschaft, Pirate-Culture sowie Poetik. Dies zeigt sich u.a. in einer Reihe von kollaborativen und

und außerinstitutionellen Initiativen, darunter: The Listening Biennial and Academy (2021-), Communities in Movement (2019-23), Oficina de Autonomia (2017), The Living School (mit South London Gallery, 2014-16), The Imaginary Republic (2014-19), Dirty Ear Forum (2013-), Surface Tension (2003-2008), und Beyond Music Sound Festival (1998-2002). Im Jahr 1995 gründete er Errant Bodies Press, ein unabhängiges Verlagsprojekt, das die Arbeit in den Bereichen Klangkunst und Studien, Performance und Poetik, künstlerische Forschung und zeitgenössisches politisches Denken. Seine Veröffentlichungen umfassen: Dreamtime X (2022), The Other Citizen (2020), Sonic Agency (2018), Lexicon of the Mouth (2014), Acoustic Territories (2010, 2019), und Background Noise (2006, 2015). Sein neuestes Buch im Feld der Sound Studies, Acoustic Justice (2021), plädiert für ein akustisches Modell, das sich mit Fragen der sozialen Gleichheit befasst.


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LaBelle (c) 2024

07.05.: Natalia Domínguez Rangel

Natalia Domínguez Rangel Exploring the Intersection of sound in sculpture

In her research, the focus lies on highlighting how critical listening can establish connections across various acoustic ecologies beyond human-generated sounds. The intertwining of sound and sculpture is a central theme, with sculptures envisioned as dynamic acoustic "sanctuaries" rather than static forms, designed to encapsulate unique sound concepts and recordings. By blurring the boundaries between sound and form, her works invite viewers to immerse themselves in a realm where tangible art transcends into the ethereal, triggering imagination and inviting contemplation of materiality, spatiality, memory, temporality, and expression. Through a feminist lens, emphasis is placed on body autonomy, empowerment, inclusivity, and solidarity, advocating for silenced voices and a broader exploration of acoustic agency. The sculptures utilize sonic memories, archives and materials with sonic qualities, integrating a variety hardwares to create specific sonic experiences within the artwork, ultimately encouraging critical listening and a deeper understanding of our interconnectedness with the environment.

Natalia Domínguez Rangel is a Colombian/Dutch visual artist and music composer currently living and working in Vienna and Amsterdam. Her practice includes making sculptures, installations, and performances, her work delves into the intersection of sound and sculpture.
Domínguez Rangel has exhibited her works throughout Europe and Latin America in various contexts, from festivals, to galleries, museums and interventions in public spaces. She is a docent in the field of sound studies since 2017 at Design Art Technology department of ArtEZ, Arnhem, NL. Domínguez Rangel is also the winner of the music composition prize Tera de Marez Oyens in The Netherlands. Has taught and give lectures at Universität für Musik und Darstellende Kunst (mdw), Die Angewandte and the Akademie der bildenden Künst in Vienna (AT), Kunstuniversität Linz, Skulptur Linz w/Gelitin. Future lectures planned at the department of Sound Art at Columbia University in New York (USA).

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Natalia Domínguez Rangel © Simin Veres

22.05.: Mario de Vega

Mario de Vega Artist Talk

Mario de Vega (Born in Mexico City. Lives and works in Berlin)


Through relations between energies and systems produced by induced situations, electronic interfaces and architectonic interventions, Mario de Vega's work evokes listening settings whether the body still listening, or only believes to listen.

His work has been exhibited in Mexico, North America, Chile, South Africa, India, South Korea, China, Russia, Japan and in multiple contexts througout Europe. He has been guest artist and lecturer at City University of Hong Kong, Universität der Künste Berlin, Rijksakademie Amsterdam, Internationales Musikinstitut Darmstadt, Technische Universität Berlin, Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts de Paris, Kyushu University, écal and Centro among others. 

Since 2020, Mario de Vega is Professor at the Kunsthochschule Kassel. 


https://mariodevega.info
https://ftp-direct.media


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(c) Mario de Vega, 2024

29.05.: Bernhard Leitner

Bernhard Leitner SOUNDBODYSPACE

Wir hören nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Körper – wobei ich mit dem Knie besser höre als mit der Wade.

Bernhard Leitner (*1938) realisiert seit 1968 Ton-Raum-Arbeiten. Er studierte Architektur an der TU Wien, war als Urban Designer im Stadtplanungsamt von New York tätig und lehrte ab 1971 als Professor an der New York University. Von 1987 bis 2005 war er Professor für Medienübergreifende Kunst an der Angewandten in Wien. Ausstellungen u.a. im PS1 New York, Documenta 7, Biennale Venedig, ZKM Karlsruhe, Museum moderner Kunst Wien, Akademie der Künste Berlin, Musée d’art moderne de la Ville de Paris, Kunsthalle Bremen, Ars Electronica, Kunstfest Weimar, Tiroler Landesmuseum, Nationalgalerie Berlin im Hamburger Bahnhof, Kolumba Museum Köln. Permanente Installationen u.a. Ton-Raum TU Berlin, LE CYLINDRE SONORE, Parc de la Villette Paris, Ton-Raum Buchberg, Klangstein Kulturbezirk St. Pölten. Leben
Nach der Matura 1956 am Akademischen Gymnasium Innsbruck studierte Bernhard Leitner Architektur an der Technischen Hochschule in Wien. Von 1963 bis 1966 arbeitete er unter anderem Mitarbeit im AUA (Atelier d’urbanisme et d’architecture) und im Atelier Paul Bossard mit. Von 1969 bis 1971 war er als Urban Designer im Department of City Planning von New York tätig, und ab 1972 Associate Professor und Co-Direktor des Studienprogramms Urban Design-Humanistic Perspectives an der New York University. Von 1982 bis 1986 lebte er als freischaffender Künstler in Berlin. Ab 1987 Übernahme der Meisterklasse für Medienübergreifende Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien (Emeritierung 2005).

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© Bernhard Leitner "Ton Anzug" 1975